top of page

Todesbrücke in Zeltingen – wie gefährlich ist die Hochmoselbrücke?

Foto: Kevin Schößler
Foto: Kevin Schößler

Zeltingen-Rachtig - Eigentlich sollte sie ein Symbol für Fortschritt und Ingenieurskunst sein: die Hochmoselbrücke bei Zeltingen. Mit 1,7 Kilometern Länge und bis zu 160 Metern Höhe ist sie eines der größten Infrastrukturprojekte in Rheinland-Pfalz. Doch das imposante Bauwerk ist längst in Verruf geraten. Immer wieder kommt es dort zu Suiziden.


Wie viele Menschen seit der Eröffnung tatsächlich in die Tiefe sprangen, darüber schweigen Behörden und Polizei. Aus Gründen des Opferschutzes und um Nachahmung zu verhindern, werden keine Zahlen veröffentlicht. Doch in der Region weiß man: Es sind nicht wenige. „Man hört es immer wieder – und manchmal ist man sogar selbst Augenzeuge. Das vergisst man nicht mehr“, sagt eine Anwohnerin.


Belastung für die Anwohner


Für die Menschen, die unterhalb der Brücke wohnen, ist die Situation schwer zu ertragen. Sie leben mit dem Bauwerk, Tag für Tag – und immer öfter auch mit seinen Schattenseiten.


„Ich habe von meinem Garten aus mit ansehen müssen, wie jemand hinuntersprang. Das Bild verfolgt mich bis heute“, erzählt eine Frau, die in unmittelbarer Nähe lebt. Eine andere Familie berichtet, dass sie ihre Kinder nicht mehr unbeschwert draußen spielen lassen will – zu groß sei die Sorge, dass sie Zeugen einer Tragödie werden könnten.


Viele Anwohner fühlen sich von den Behörden alleingelassen. „Die Brücke ist ein Bauwerk unserer Zeit, und trotzdem kann man ohne große Mühe über das Geländer steigen. Das ist für uns unverständlich“, sagt ein Mann aus Zeltingen.


Foto: Kevin Schößler
Foto: Kevin Schößler

Forderungen nach Schutzmaßnahmen


Schon kurz nach der Eröffnung der Hochmoselbrücke forderte eine Bürgerinitiative mehr Sicherheit. Diskutiert wurden höhere Barrieren oder spezielle Zäune, die das Übersteigen unmöglich machen sollen.

Vor rund einem Jahr präsentierte die Bürgerinitiative dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) tatsächlich eine mögliche Lösung: Ein spezieller, mehrere Meter hoher Zaun, dessen Schlaufen sich zusammenziehen, sobald jemand versucht, ihn zu erklimmen.


Für die Anwohner schien es, als sei endlich eine Lösung in Sicht. „Wir waren damals erleichtert, weil wir dachten: Jetzt passiert endlich etwas“, erinnert sich eine Mitstreiterin der Initiative. Doch seitdem sei es still geworden – bis jetzt.


Entscheidung gefallen – Umsetzung dauert noch

Auf Anfrage teilte der LBM nun mit, dass der Bauwerksentwurf im April 2025 genehmigt wurde. Geplant sei eine Erhöhung der bestehenden Windschutzverkleidung, kombiniert mit einer Absturzsicherung. Diese Konstruktion sei das Ergebnis umfangreicher technischer und statischer Untersuchungen, da zusätzliche Belastungen für die Brücke unbedingt vermieden werden mussten.


Die Ausschreibung für das Projekt soll noch im Herbst erfolgen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Bundeshaushalt 2025 genehmigt wird. Denn zuständig für die Finanzierung ist nicht das Land, sondern der Bund.


„Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Bau im Frühjahr oder Sommer 2026 beginnen“, heißt es von der Behörde.


Geduld am Limit


Für viele Anwohner ist das ein schwacher Trost. Sie fühlen sich vertröstet und nicht ernst genommen. „Seit Jahren reden wir über Lösungen – doch am Ende passiert immer wieder nichts. Wir brauchen Schutz jetzt, nicht erst in ein paar Jahren“, sagt eine Mutter, die mit ihrer Familie im Schatten der Brücke lebt.


Auch bei der Bürgerinitiative wächst die Ungeduld. „Die Brücke wird vom Bund als Prestigeprojekt gefeiert. Aber für uns hier unten bedeutet sie vor allem Leid und Angst“, heißt es von einem Mitstreiter.


Ein Hoffnungsschimmer – mit Fragezeichen


Dennoch: Zum ersten Mal seit Jahren gibt es nun einen konkreten Plan. Sollte die Ausschreibung wie angekündigt noch 2025 erfolgen, könnten die Arbeiten tatsächlich in absehbarer Zeit beginnen.

Ob das reicht, um die Ängste der Bevölkerung zu lindern, bleibt abzuwarten. „Wir werden erst ruhiger schlafen, wenn die Sicherung wirklich steht“, sagt eine Anwohnerin.


Bis dahin trägt die Hochmoselbrücke weiter einen Beinamen, den niemand gern hört: die Todesbrücke von Zeltingen.


Quelle:

LBM RLP

Kevin Schößler

Comments


bottom of page